Komplexe Softwarelösungen wie Algorithmen, Automatisierungen & Artificial Intelligence tragen zu den steigenden globalen CO2-Emissionen bei. Sei es aufgrund eines hohen Energieverbrauchs, regelmäßiger Datenübertragungen oder eines ineffizienten Codes. Gleichzeitig wird Nachhaltigkeit immer entscheidender für die Kaufentscheidung von Endkunden - besonders rund um Konsumgüter wie Kleidung und Lebensmittel.

Doch kann Nachhaltigkeit auch ein Alleinstellungsmerkmal für Software-Anbieter sein? Interessiert es Privatpersonen tatsächlich, wie nachhaltig die Software auf ihren Smart Home Geräten ist? Und welche Vorteile haben Geschäftskunden und Digitalunternehmen von Green Software? 

In diesem Artikel diskutieren wir den Einsatz und das Verständnis über Green Software als zeitgemäße Schlüsselqualifikation in der Softwareentwicklung. Darüber hinaus geben wir konkrete Denkanstöße, um mithilfe von Green Software Kosten zu sparen, regulatorische Rahmenbedingungen einzuhalten oder sich als Unternehmen vom Wettbewerb abzugrenzen.

Wie trägt Software zu den globalen CO2-Emissionen bei?

Software kann auf vielfältige Weise zu den globalen CO2-Emissionen beitragen, wobei die Hauptursache im teils sehr hohen Energieverbrauch bei der Ausführung der Software liegt. Besonders kritisch sind große Rechenzentren. Dort finden die Datenverarbeitung und Speicherung großer Informationsmengen statt, was enorme Mengen an Strom verbraucht. Der Betrieb dieser Rechenzentren führt insbesondere zu erheblichen CO2-Emissionen, wenn der Strom aus fossilen Brennstoffen stammt.

Ein weiterer Aspekt ist die Energie, die beim Betrieb von Endgeräten wie Computern, Smartphones und Tablets benötigt wird. Software, die nicht effizient programmiert ist, kann Prozessoren und andere Hardware-Komponenten unnötig stark beanspruchen. Das wiederum führt zu einem höheren Energieverbrauch und somit zu höheren Emissionen. Auch regelmäßige Updates und der Datentransfer über Netzwerke tragen zur Erhöhung des Energieverbrauchs bei.

Die dritte relevante Emissionstreiber liegt in der Herstellung und Entsorgung von Hardware. Jedes neue Gerät, das für die Ausführung von Software benötigt wird, verursacht Emissionen bei der Produktion und später auch bei der Entsorgung. Software, die eine häufige Aktualisierung der Hardware erfordert, verstärkt dieses Problem. So stellen viele Software-Anwendungen hohe Anforderungen an die Hardware, wodurch sich die Lebensdauer der Geräte verkürzt und häufige Hardware-Updates erforderlich werden. Letztendlich führt das zu einem erhöhten Ressourcenverbrauch und zusätzlichem Elektroschrott.

Green Software strebt Energieeffizienz an

Im Rahmen des Green Software Ansatzes wird der Energieverbrauch bei der Ausführung der Software u. A. durch die Optimierung des Codes, die Nutzung energieeffizienter Algorithmen oder das Implementieren von Schlafmodi und Energiesparfunktionen reduziert. Beispielsweise könnte eine Suchfunktion so verbessert werden, dass sie schneller die gewünschten Informationen findet und somit weniger Strom benötigt.

Green Software strebt Ressourcenschonung an

"Ressourcenschonung" bedeutet im Rahmen von Green Software, dass der vorhandene Speicher und die Rechenleistung optimal genutzt werden, ohne unnötige Ressourcen zu beanspruchen. Dies kann durch das Freigeben nicht mehr benötigter Daten und das Vermeiden unnötiger Speicherbelegungen erreicht werden.

Nice to know  |  Initiativen wie die Green Software Foundation arbeiten bereits daran, Green Software Development zu fördern und nachhaltige Standards zu etablieren. Sie bieten viele Hilfestellungen, um Entwickler:innen ins Handeln zu bringen. Daran wird deutlich, dass Green Software kein vorübergehender Trend ist. Stattdessen befinden wir uns hier in einer essentiellen Entwicklung, die die gesamte Branche betrifft.”

Torsten Irländer

Welche Vorteile hat Green Software für mein Unternehmen?

Indem der gesamte Lebenszyklus von Software-Produkten analysiert und in Sachen Nachhaltigkeit optimiert oder direkt bei der Entwicklung mitgedacht wird, können Kosten eingespart werden. So trägt energieeffiziente Software z.B. zu niedrigeren Stromrechnungen bei. Gleichzeitig führt ein geringerer Energieverbrauch zu weniger Wärmeentwicklung und damit zu einer längeren Lebensdauer von Hardware wie z.B. Computern oder Servern. Wir unterstützen an dieser Stelle gerne, um Potenziale aufzudecken und zu berechnen. Doch welche weniger offensichtlichen Vorteile bringt Green Software mit sich?

Mit Green Software sicherst du deine Marktrelevanz

  • Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit ignorieren, werden in Zukunft an Relevanz verlieren. Die Verbraucher:innen sind sich der ökologischen Auswirkungen ihrer Kaufentscheidungen zunehmend bewusst und bevorzugen Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen, die sich für den Klimaschutz einsetzen. Diese Denkweise hat sich bei materiellen Gütern wie Bio Lebensmitteln, fairtrade Kleidung und Fahrzeugen mit alternativen Antriebsformen längst durchgesetzt. Aktuell lässt sich beobachten, wie sich dieses Prinzip auch auf immaterielle Güter überträgt. So sind Bank-Konten, die angespartes Geld ausschließlich in nachhaltige Fonds investieren, so beliebt wie nie. 

  • Wir sind fest davon überzeugt, dass Endkunden nach und nach in all ihren Lebensbereichen nach nachhaltigeren, energieeffizienteren und umweltbewussten Alternativen suchen werden - so auch in der Software, die sie täglich nutzen. Sei es das Betriebssystems ihres Smartphones, das Interface ihrer Haushaltsgeräte oder das Navigationssystem im Auto.

Mit Green Software hältst du regulatorische Rahmenbedingungen ein

  • Die politischen und gesellschaftlichen Forderungen nach nachhaltigeren Praktiken nehmen zu. So halten u. A. die EU-Richtlinie zur Energieeffizienz und das US-amerikanische Energy Star-Programm IT-Unternehmen oder Betreiber von Rechenzentren dazu an, energieeffiziente Technologien und Praktiken zu implementieren. Außerdem werden Unternehmen mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) als europaweite Richtlinie zunehmend verpflichtet, über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen in den ESG-Handlungsfeldern zu berichten. Dies betrifft sowohl Unternehmungen direkt als auch indirekt, wenn diese Teil der Lieferkette sind, und neu bewertet werden. 

  • Green Software setzt an genau dieser Stelle an und trägt maßgeblich zum Einhalten von Gesetzen, Vorschriften und Richtlinien bei, die darauf abzielen, Umweltbelastungen zu reduzieren und nachhaltige Praktiken zu fördern. Unternehmen können sich im Kontext von Green Software für staatliche Förderprogramme für grüne Technologien qualifizieren und langfristige Risiken durch zukünftige regulatorische Änderungen vermeiden.

Zusammenfassung

Wir sind davon überzeugt, dass Green Software einen signifikanten Beitrag zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks eines Unternehmens leisten kann. Es ist an der Zeit, Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit in der Softwareentwicklung zu schaffen und transparente Praktiken zu etablieren. Wir müssen Nachhaltigkeit als ein Qualitätsmerkmal von Software begreifen. Die Entwicklung und das Knowhow in Bezug auf Green Software ist eine notwendige Qualifikation für die Zukunft.

Es geht nicht nur darum, etwas Gutes zu tun. Es geht darum, fit für den Markt von morgen zu sein und unsere Verantwortung gegenüber kommenden Generationen wahrzunehmen. Deshalb appellieren wir daran, Nachhaltigkeit in allen Lebenszyklen von Software mitzudenken und bereits mit kleinen Stellschrauben im Code die CO2-Emissionen bei der Ausführung deiner Software zu reduzieren.

Über die Autoren

  • torsten-irlander

    Über Torsten Irländer

    Im Kern ist Torsten Software-Entwickler. Aber die Erfahrung aus über 20 Jahren Projektarbeit hat ihn zu einem Generalisten gemacht, vor dem kein Problem sicher ist. Das ist besonders wichtig, denn aktuell arbeitet Torsten an der Antwort auf die Frage: „Wie können wir Software-Entwicklung nachhaltiger für ein besseres Morgen gestalten?“ Neben seiner Arbeit an Software-Projekten in der Energiewirtschaft teilt er seine Erfahrungen, Ideen und Methoden deshalb auch hier auf dem slashwhy Blog mit der Community.

  • johannes-kasch

    Über Johannes Kasch

    Komplizierte Themen aus der Digitalwirtschaft möglichst einfach erklären und emotional aufladen: Diese Mission verfolgt Johannes in seiner täglichen Arbeit bei slashwhy. Als Content Marketing Specialist ist er z.B. in unsere Social Media Profile und diesen Blog involviert. Mit 10 Jahren Erfahrung in Medienproduktion, Brand Building und Redaktion unterstützt der studierte Kommunikationswissenschaftler unsere Branchenexpert:innen beim Vermitteln von Fachwissen oder gibt unseren Leser:innen Einblick in spannende Software-Projekte.